Retro Review
Coverscan
© Taito

Darius Gaiden

Taitos Darius wurde immer eher als Geheimtipp wahrgenommen denn als ausgewachsene Shooter-Referenz. Schon der Name deutet auf eine Imitation von Konamis Gradius hin. Die Serie hatte jedoch von Beginn an genügend Merkmale vorzuweisen, die es von der Konkurrenz abgrenzte. Allen voran Bossgegner, die zwar als mechanische Raumschiffe konzipiert sind, jedoch aussehen wie Fische oder andere Meerestiere. Ein weiteres Serienmerkmal stellt die nicht-lineare Spielstruktur mit sich gabelnden Wegen dar, was ansonsten vor allem aus dem Rennspielklassiker Outrun bekannt ist. Nach dem großen Erfolg des zweiten Serienteils schob Taito einen Nachfolger namens Darius Gaiden für die hauseigene F3-Spielhallenplattform nach, der auch wieder den Weg auf Heimkonsolen fand.

Das Spiel gestaltet sich weiterhin grundsätzlich simpel, erfuhr jedoch im Vergleich zum Vorhänger ein paar Modifikationen. Die Feuerknöpfe sind mit genau zwei Funktionen belegt: Schießen und Bomben abwerfen. Anders als in den meisten Versionen von Darius II löst nun der Schuss-Knopf sowohl den Hauptschuss als auch die Sekundärwaffe aus. Beides lässt sich durch Einsammeln von kleinen Schildsymbolen aufwerten – der Schuss wird somit immer großflächiger und stärker, das Sekundärfeuer wird in der obersten Stufe sogar diagonal in alle vier Richtungen abgeworfen. Die Bomben sind nun schwarze Löcher, die eindrucksvoll Gegner samt ihrer Projektile einsaugen, ehe sie bildschirmfüllend zerbersten und dem Spieler währenddessen kurze Unverwundbarkeit beschert wird. Dieser äußerst starke Angriff eignet sich vor allem gegen große Gegner und Bosse, die meist unmittelbar attackieren und oft nur an einer bestimmten Stelle verwundbar sind oder verfolgt werden müssen, um getroffen zu werden. Man findet sich daher unweigerlich im Kugelhagel wieder und wenn es mal zu viel wird, sorgt die große Bombe für kurzes Duchatmen.

Spätestens ab der Spielmitte sind dies auch die einzigen Momente, in denen überhaupt an ein Durchatmen zu denken ist. Darius Gaiden ist sehr schwierig und verlangt einem selbst auf dem einfachen Schwierigkeitsgrad alles ab. Die Herausforderung speist sich einerseits aus dem schnellen Spielablauf, der hohe Konzentration und entsprechende Reaktionen verlangt, andererseits aus der schieren Masse an Projektilen und anderen Hindernissen – darunter einige der dichtesten Asteroidenfelder des Genres. Gegen letztere hilft auch nicht einmal das ebenfalls aufwertbare Schild, denn dieses schützt nur gegen kleinere Projektile. Während die scrollenden Abschnitte meist eher kurz sind, gestalten sich die Bosskämpfe ein wenig langatmig. Ehe ein solcher mechanischer Riesenfisch besiegt ist, wiederholen sich seine Angriffsmuster mehrere Male. Es sind daher vor allem Konzentration und Ausdauer gefordert. Eine kreative Neuerung in Darius Gaiden stellt das Kapern der meisten Zwischenbosse dar. Legt man eine an deren Kopf angebrachte Kugel durch gezielten Beschuss rechtzeitig frei und sammelt diese anschließend ein, hilft der Boss für begrenzte Zeit dem spielerischen Schiff aus. Leider jedoch grundsätzlich nicht bis zum Endboss des jeweiligen Abschnitts.

Satte 26 Abschnitte plus zwei Varianten umfasst das Spiel, wovon aufgrund der erwähnten Auswahl, die nach jedem Bosskampf erfolgt, für einen Durchgang sieben gemeistert werden müssen. Der Wiederspielwert ist also hoch und ebenso der Lernaufwand, will man nicht immer durch die gleichen Abschnitte manövrieren. Da aber einige der größeren Gegner in mehreren Abschnitten vorkommen, ist nicht immer alles gänzlich neu. Nach Verlust aller Leben kann das Spiel zwar an Ort und Stelle fortgesetzt werden, dies ist jedoch auf zwei Male begrenzt. Wer auch das letzte Leben aufgebraucht hat, kann über den zweiten Controller-Anschluss direkt weiterspielen, sofern man alleine spielt. Auch wenn Darius Gaiden nach Spielende eine Gesamtpunktzahl ausweist ist es doch eher ein Spiel, das bezwungen und nicht perfektioniert werden will – optional auch zweit.

Als äußerst motivierend stellt sich die Präsentation heraus. Anders als im Jahre später erschienenen Polygon-Nachfolger G Darius sind die meisten Objekte zweidimensional und werden lediglich vergrößert oder verkleinert, um Räumlichkeit zu erzeugen. Dies wird verstärkt durch eingestreute 3D-Effekte – vor allem in den Hintergründen – und auch die bildschirmfüllenden Explosionen, mit denen sich jeder Riesenfisch verabschiedet, sorgen regelmäßig für Staunen. Altbacken sieht Darius Gaiden dank der Spezialeffekte und der atmosphärischen Hintergründe keineswegs aus und auch die Musik ist bemerkenswert. Die von Taitos Musikabteilung Zuntata komponierte Mischung aus leicht hallendem Operngesang und treibender Elektromusik ist einzigartig, wenn auch manchmal etwas hektisch, was jedoch gut zum Spielgefühl passt. Ähnlich wie manche größere Gegner finden sich auch die meisten Musikstücke in mehreren Abschnitten wieder, was insgesamt nicht schwer wiegt, worunter jedoch die individuelle Atmosphäre mancher Abschnitte leidet.

Wer schnelles und kompromissloses Weltraum-Geballer sucht, ist hier richtig. Der Spieleinstieg gelingt enorm schnell, Musik sowie Optik begeistern vom ersten Moment an und gerade diese beiden Aspekte sind es, die Darius Gaiden neben der hochpotenten Genre-Konkurrenz auf dem Saturn gut dastehen lassen. Spielerisch wird nicht viel Spektakuläres geboten und wer es an dem teils sehr wehrhaften Meeresgetier auch nur vorbeischafft, darf das Spielprinzip schon als gemeistert betrachten. Kein komplexes Punkte- oder Waffensystem steht der flotten Herausforderung im Weg, keine Dialoge oder Zwischensequenzen stören den nahtlosen Spielablauf. Übung ist zweifelsohne vonnöten, denn der Schwierigkeitsgrad ist hoch und Aufmerksamkeit in jeder Sekunde gefragt. Da hilft nur, zu zweit in die Welt von Darius Gaiden anzutauchen oder zumindest von den Extraleben des zweiten Controller-Anschlusses Gebrauch zu machen.

Filipp Münst